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AutorenbildMu-un Ra

Wie geht es Dir?

In diesem Beitrag geht es um einen authentischen und klaren Umgang mit der bedeutsamen Frage "Wie geht es Dir" und der ebenso bedeutsamen Antwort, die zu finden und zu geben eine Kunst ist. Mit Übung, Fantasie und Mut können aus dieser alltäglichen Frage einzigatige Begegnungen entstehen.


 

Die schnelle Antwort im Alltag

Leben in Bewegung...

Und in Deine Lebens-Bewegung hinein fragt ein anderer Mensch Dich:

"Wie geht es Dir?"

Gegenüber Spiegel Selbstreflexion Selbstwert

Ich merke meistens so etwas, als wenn mich der oder diejenige etwas abrupt ausbremst und mir nahe kommt. Und oft ist erstmal eine Ratlosigkeit da, weil dazu eine Bestandsanalyse nötig wäre, ehe ich antworte. Also stottere ich etwas herum, ähmmm, ähhh, also...


Was tust Du normaler Weise?

Und wie geht es Dir danach mit der Antwort (He, da ist es wieder ;-)

Ärgerst Du Dich, weil Du eigentlich nicht eine schnelle oder ausweichende Antwort geben wolltest? Oder hast Du die Frage einfach nicht als solche gesehen, sondern eher wie ein Hallo genommen und eben mit Deiner Form des Hallo ("Ja, geht so" oder "Ja, muss ja" oder "Gut, danke") geantwortet?


Egal was Du oder ich antworten. Ein "Wie geht es Dir" ist wie eine plötzlich auftauchende Autobahnausfahrt oder, besser noch, mögliche Raststätte für eine Stopp, ein Anhalten, ein inne halten und ein Angebot für menschliches Miteinander und sich zeigen. Ob Dein Gegenüber die Frage "ernst" meint oder nicht, ist dabei unwichtig. Es ist Deine Autobahnausfahrt.

Die, die sich gerade einzigartig und nie wieder genau so bietet.


Was braucht es also, um sie zu nutzen und ab zu fahren?

-Achtung, wir verlangsamen jetzt die Zeit und schauen 30 Sekunden in etwa 7000 Zeichen an -


Jenseits der Dualität

Wann immer Entscheidung für ein weiß oder schwarz oder auch grau gefordert wird, verengt sich die innere Welt schlagartig. Und "Gut" oder "Schlecht" oder "Mittel" als Anworten auf die "Wie geht es Dir"-Frage verengen den Blick. Denn sie zwingen in Sekunden zu einer Analyse, einer Bewertung des Analysierten und Formulierten sowie eine Einordnung oder Zwängung des Ergebnisses in ein Raster aus maximal 3 Rängen.


Die Dualität der Dinge macht Deinen und meinen Ideen-, Spür-, Einordnungs- und Handlungsspielraum klein und eng. Allerdings ist ihr verlockendes Angebot auch, dass sie die Dinge darin vermeintlich einfach macht. Sie erlaubt, mich schnell anderen Dingen zu zu wenden, weil das Thema vom Tisch ist.

Und wo ist es denn hin, wenn es vom Tisch ist?

Ist es wohl einsortiert oder eben vom Tisch gewischt wie Krümel, die nerven.


Alltags-Tipp: Schau doch mal am Ende des Tages unter den Tisch, was dort so alles an dual und schnell entschiedenen Dingen drunter liegt, weil eben vom Tisch gewischt? Und wer räumt da eigentlich auf? Und was, wenn es unterm Tisch voll ist oder anfängt zu müffeln?


 

Phase 1: Spüren erlauben

Willst Du Dir erlauben, die Ausfahrt ernst zu nehmen und abzufahren?

Dann braucht es zunächst, die Frage ernst zu nehmen, egal ob es Dein Gegenüber auch so gemeint hat. Du entscheidest das ganz für Dich. In der ersten Phase geht es dann um ein Spüren, das Erlauben, Dich innerlich vor den Spiegel zu stellen und mit Dir in Kontakt zu gehen.

"Wie geht es mir?"

Oha, das ist aber mal ne ganz andere Frage...

Häufig freuen sich angehaltene Seele und Gehirn so sehr, dass sie übersprudeln wollen und als Gegenreaktion erfolgt ein abwehren, weil so viel ja jetzt in den 3 Sekunden keinen Platz hat, wo Entscheidung gefragt ist.

Dem kann ich nachgehen.

Muss ich aber nicht.


Möglichkeiten an dieser Stelle

Im Innen:

a) Nimm die obersten 1-3 Dinge, die auftauchen, spüre jedes für 5 Sekunden und mache damit nix! AHA!

b) Scanne, was kommt, und wenn etwas dabei ist was, Dich bewegt, erfreut, anfragt, dann bleib für 10 Sekunden dabei. AHA!


Im Außen:

a) Lächle und teile, dass Du einen Moment schaust, was gerade auf dem Tisch liegt

b) Wähle eine Denker*Innen-Pose und erlaube Dir Dein Gegenüber ernst zu nehmen, indem Du die Frage ernst nimmst.


Oberste Prämisse in dieser Phase: Nimm Dein Gegenüber ernst, nimm die Frage ernst und vor allem erlaube Dir, Dich ernst zu nehmen.


 

Phase 2: Deine authentische Antwort jenseits der Norm erlauben

Wenn es Dir gelungen ist in Phase 1 anzuhalten und Dich ernst zu nehmen, dann bleib dabei.

Welche Antwort drückt prägnant und ehrlich aus, was Du gefunden hast?


Das Wesentliche ist Deine Entscheidung, Deinem Gegenüber ein Stück Deines Lebens in diesem Moment mitzuteilen oder eben auch nicht oder nur in einer bestimmten Dosis oder Form.


Was braucht es für das Erlauben einen authentischen Antwort?

a) Lust und einen Funken Mut

b) Innere Bereitschaft, etwas zu verschenken

c) Die Zeit und Entscheidung für X Sekunden oder Minuten anzuhalten

d) Die Erlaubnis, keine Vollständigkeit erreichen zu müssen


Welche Möglichkeiten gibt es an dieser Stelle:

  1. Du hast etwas gefunden, was gewichtig ist, aber für diesen Moment oder für dieser Person einfach nicht möglich ist, zu teilen: Du sprichst genau das aus: "Puhh, das ist in ein paar Worten gerade nicht zu sagen und auch ziemlich intim/privat, was mich gerade bewegt. Ich danke Dir aber fürs mich daran Erinnern, was mich bewegt." BINGO: Du hast eine authentische Antwort nicht nur gefunden, sondern auch gegeben!

  2. Du hast etwas total Kleines, Unbedeutendes, Abwegiges gefunden, was Dich aber bewegt und bedeutsam ist: Du sprichst genau das aus: "Ha, das ist aber echt krass. Ich merke gerade, dass ich meinen Schal vergessen habe, was mich normaler Weise total ärgern würde, aber heute ist das total egal. Das macht mich grade glücklich. Danke." BINGO: Du hast eine authentische Antwort nicht nur gefunden, sondern auch gegeben!

  3. Du spürst sofort, dass ein fettes Thema oben auf liegt, mit dem Du eh gerade in Gedanken warst: Du sprichst genau das aus und nennst das Thema und dosierst, was Du darüber gerade teilen kannst: " Oh ja, ich bin gerade total beschäftigt mit dem Gespräch, was ich gerade mit meiner Partnerin /Chef /Kollegen/Freund hatte. Echt intensiv und vielfältig." BINGO: Du hast eine authentische Antwort nicht nur gefunden, sondern auch gegeben!

  4. Du spürst, dass die oben genannten Voraussetzungen nicht erfüllt sind (kein Mut, keine Zeit, keine Lust): Du sprichst genau das aus: "Was soll ich sagen? Gut oder Schlecht zu antworten mag ich gerade nicht, und ich hab gerade auch keine Zeit/keinen Mut/keine rechte Lust, darauf eine Antwort zu finden. Ich habe gerade keine Antwort." BINGO: Du hast eine authentische Antwort nicht nur gefunden, sondern auch gegeben!

Die für Dich passende Form und Farbe Deiner Antworten zu finden, jenseits der Floskeln und Normen, was man so sagen darf oder kann, braucht nach meiner Erfahrung Übung und Herausbildung. Es ist die kritischste Phase dieser Zeitlupen-Erforschung. Es wird Momente gehen, wo das in die Hose geht und Du hinterher denkst "Son Scheiß, was hab ich fürn Stuss geantwortet", es wird Momente geben, wo Du stolz bist, weil das mal genau das Richtige oder Echte wahr und viele Formen dazwischen.


Möge es gelingen, dass Du bei jeder Antwort das BINGO hörst, denn Du hast eine Antwort, Deine Antwort gegeben!


 

Phase 3: Die unbekannten und neuen Wege erlauben

Was danach folgt ist in hohem Maße offen und unberechenbar.

Wenn in einer Kommunikation einer der beiden Beteiligten sich erlaubt, authentisch zu sein, ist das sehr häufig die Eröffnung einer Begegnung, mit Chancen auf Entwicklung und Neues für beide Seiten. Das gilt in einem intensiven Gespräch unter Freunden oder in einer Partnerschaft ebenso wie beim zufälligen Gespräch an einer Bushaltestelle.

Es wird die Frage nicht vollständig beantwortet sein.

Es wird nicht allen Beteiligten besser oder schlechter gehen.

Kranke werden wohl keine Spontanheilung erfahren.


... aber!


Das aber, was geschehen kann ist, dass Du Dein Gegenüber ein klein wenig mehr kennst und Dich auch. Und das ist eine der kostbarsten Seiten an menschlichem Wachstum in Kontakt zueinander.


Vielleicht wirst Du Dich an den Namen der Person nicht mehr erinnern, wenn Du sie wieder triffst, aber Du wirst sie wieder ERKENNEN, denn Ihr habt einen Moment geteilt, wo Ihr Euch zu erkennen gegeben habt!


Probiere es aus. Das nächste "Wie geht es Dir" kommt mit Sicherheit!



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