Diese Frage habe ich in einem Artikel heute morgen gefunden. Und vielleicht nehme ich sie das erste Mal richtig ernst? Oder ich nehme mich damit ernst? Egal, ich formuliere erste Antworten und diese gebe ich hier mal ungefiltert und direkt weiter...
Die oben genannte Frage ist mir immer schon wichtig. Ich halte sie als grundlegend und fundamental für die Bildung von Gesellschaft, wenn es nicht rein zufällig geschehen soll. Im Wort Gesellschaft (= Raum mit Anderen teilen) finde ich als wesentlichen Aspekt für das Gelingen von "Raum teilen" die stabile, spürbare, gut dosierte und haltbare Verbindung der den Raum Teilenden. Damit eben das gelingt, braucht es in der Tat Werte und Fähigkeiten....
Es braucht ein Klima der Ermutigung, des Vertrauens und der Möglichkeit ein Leben auf menschlicher Ebene lang zu lernen und zu wachsen. Evolution ist möglich! Diese Grundlage brauchen am Ehesten die Kleinsten, die Kinder, die Heranwachsenden. Erfahren sie diese Qualitäten, können sie diese als ältere Menschen am Ehesten weitergeben an ihre Kinder und andere ältere Menschen. Die Gesellschaft braucht menschliche Leuchttürme jenseits von Klickanzahl, Titel, Aussehen und Geldbeutel.
Es braucht in jedem Mensch die Bereitschaft, in Beziehungen und jegliche Kontakt zur Außenwelt das Risiko zu wagen, sichtbar und spürbar zu sein. Beim Waschen wirklich auch nass werden erlauben, sage ich dazu immer. Das ist nicht immer angenehm und man schreit ach mal, weil es so kalt ist, aber eben auch weil es zuweilen so geil ist. Das Wichtige ist, dass man keine Angst hat,laut zu sein, leise zu sein, einzig zu sein, und eben sichtbar zu sein. Diese Bereitschaft entsteht mit dem oben genannten Klima.
Es braucht das unumstößliche Grundrecht, gleichwürdig zu sein (eine geniale Idee von Gerald Hüther) mit Mensch und anderen Wesen. Das geht weit über gleichwertig hinaus, denn es stellt den unermesslichen und unerschütterlichen Wert der Person an sich in den Fokus. Dabei ist Gleichheit dann nur das vielleicht messbare Außenergebnis. Und nach meiner Erfahrung ist Gleichwürdigkeit die herausfordernste Form des "Mensch mit Mensch", aber auch die Nährendste und Nachhaltigste.
Es braucht starke Werte, die nachhaltig und immateriell sind, um sich mit vielen Artgenossen einen begrenzt Ressourcen bietenden Raum wie diese Erde zu teilen. Daraus resultieren dann Gewohnheiten, Tätigkeiten und Lebensweisen, die das ermöglichen. Ob ich auf den Laubbläser verzichte und alleine eine Woche die Fläche harke, die ich ansonsten in 4 Stunden entlaubt hätte oder mit vier Freunden 2 Tage arbeiten und Lebenszeit teile, ist egal. Das Entscheidende ist das Verhältnis, die Dosierung. Diese Werte finden sich in dieser nach hinten absolut offenen Liste: - Besinnung und Anhalten - Verbindung zur und Pflege von Natur - Reduce to the Max - auf Menschen, Bewegung, Innehalten einlassen und dafür Dinge weglassen. - Zeit und Raum wieder entdecken, spüren, genießen und vielleicht sogar feiern - Hin- und Zuhören... ...dem Wasser, dem Wind, Leid und Freude, Geschichten, dem Lüfter des Laptops, dem Vogel da draußen... - Ausrichtung und Fokus. Auf Ziele jenseits von oder parallel zu Materie und Status. Die Mischung aus Neugier, Lust, Beschränkung und Verantwortung, die im besten Falle Spaß und Erfüllung für alle Wesen im Gepäck hat. - womit setzt Du diese Liste fort für Dich, für uns, für JETZT???
Es braucht, dass Mensch Menge und Besitz nicht auf Materie begrenzt. Zeit und Raum sind der kostbarste Besitz. Die eine Sekunde, die ich durch meinen Atem zu einem Leben ausdehne. Der Raum um den See oder den Park oder den Häuserblock, den ich jeden Tag vier Mal umrunde. Die geteilte Zeit mit einem Freund, meinem Kind, meinem Partner,die wir uneingeschränkte Aufmerksamkeit und/oder Zumutung schenken, ohne parallel etwas anderes zu sehen, zu hören (!). Kostbar ist vielleicht der Blick nach unten auf das Kleinod am Weg...
Diese Liste ist offen, und ich werde sie fortsetzen, wenn mir dazu weitere Aspekte einfallen. Vielleicht hast Du ja Anregungen dazu?
Mich inspiriert diese Frage und vor allem das Aufspüren von Antworten. Und das wirklich Gute ist, dass die Zeit, die ich damit verbringe für mich kostbar ist und ich absolut die Stille in den Denkpausen genieße... ...wenn ich das Verhallen der Tastaturklicks höre. ...wenn ich das Rauschen des Lüfters höre. ...wenn ich jetzt wie als Ritualzeichen des Artikel-Endes eine Kirchenglocke höre, die die Stunde schlägt!
Fotonachweis: (von oben nach unten); 1- Arty (unsplash) || 2 - Kevin Luke (unsplash) || 3 - Robert Collins (unsplash) 4 - Mu-un Ra || 5 - Kimayoi || 6 - Tsering || 7 - Martina Riedrich
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